Übernachtung

Wie wollen wir schlafen?


Die Nacht ist zum schlafen da. Stimmt zwar, aber auch hier kommt es ganz maßgeblich darauf an, wie Du Dir einen perfekten Tagesausklang vorstellst. Es geht ja schließlich nicht nur darum, gut zu schlafen (wobei das schon sehr wichtig ist), sondern auch darum, in welchem Umfeld Du Dich bewegst, wenn Du vom Rad steigst.

 

Ob Du nach dem Sport lieber in deiner feinen Abendgarderobe nach dem 3-Gänge -Menue an der Bar sitzt und beim Cocktail dem Pianisten lauschst, in legeren Jeans in einer zünftigen Wirtsstube nach der Hausmannskost mit den Stammgästen bei einem gepflegten Bier sitzt oder in Outdoor-Outfit auf dem Campingplatz grillst und mit den Wohnmobilisten der Nachbarparzelle plauderst,  ist alles Deinem eigenen Geschmack überlassen. Manchmal kann man es sich auch schlicht nicht aussuchen und man muss sich darauf einlassen was kommt. Habe ich oft gemacht und es ist meist eine Bereicherung gewesen.

 

Wichtig ist aber in allen Fällen, dass Du dein Fahrrad über Nacht sicher und am Besten auch trocken abstellen kannst. Inzwischen haben sich viele Gastgeber auf diesen Wunsch der Radreisenden eingestellt und bieten irgend eine Gelegenheit zum unterstellen an. Meist ist das eine nahegelegene Garage, ein Lagerraum, ein Schuppen oder eine Scheune, aber ein abgesperrter Hof tut es oft auch. Im Zweifel werden auch mal Konferenz- oder Frühstücksräume aufgeschlossen. Besonders gut haben es die Räder, wenn sie gleich hinter dem Tresen beim Nachtportier stehen dürfen, aber sie haben auch schon direkt in meinem Zimmer gestanden. Manchmal gibt es auch eine Tiefgarage, in die Du einfahren darfst. In Skiorten kannst Du davon ausgehen, dass jedes Quartier einen Skikeller besitz, der im Sommer als Radkeller dient. In vielen Hotels können sich die Gäste inzwischen auch Räder ausleihen, dann darf der Radreisende oft in einem extra Fahrradkeller dazwischen parken. Wenn allerdings größere Radreisegruppen zeitgleich einkehren, wird es zuweilen überall etwas eng. Auf jeden Fall sollte man den Stellplatzbedarf deshalb bei der Buchung gleich mit angeben. Wer Campen möchte, muss sich meist mit einer Laterne oder einen Zaun in der Nachbarschaft seines Zeltes begnügen.

  

Die Gastgeber

Die meisten Gastgeber haben grundsätzlich wenig Interesse an Gästen, die nur eine Nacht bleiben. Aus deren Sicht ist das durchaus verständlich, denn nach einer Nacht müssen schon wieder die Bettwäsche und die Handtücher gewechselt werden. Mit länger verweilenden Gästen ist der Aufwand vergleichsweise geringer. Radwanderer bleiben in der Regel jedoch nur eine Nacht und sie nutzen ihr Zimmer sehr intensiv, so dass der Aufwand, wieder klar Schiff zu machen, erfahrungsgemäß groß ist. Und nicht jeder radelnde Gast setzt sich abends noch zum Essen in das Restaurant des Gastgebers, obwohl der Umsatz in der Gastronomie für den Hotellier wirtschaftlich von großer Bedeutung ist.

 

Viele kleine Hotels, Pensionen und Gasthöfe auf dem Land leben überwiegend von Hochzeitsfeiern und anderen Familienfesten, die sie ausrichten und die ordentlich Umsatz bringen. Oder sie fristen ihr Dasein als "Monteursunterkunft", d.h. als günstiges Quartier, das Firmen für ihre Monteure, die sie in die Fremde schicken, meist für mehrere Tage oder Wochen buchen. Durchreisende Radwanderer werden demgegenüber nicht als künftige Stammgäste gesehen. Wenn das Haus ansonsten nahezu leer ist, dann will man manchmal lieber gar keinen Radwanderer als Gast haben. Oder es werden die besseren Zimmer nur auf direkte Nachfrage herausgerückt, um für die begehrtere Klientel der Mehrtagesgäste möglichst flexibel zu sein und attraktive Angebote zurückzuhalten. Erstaunlich oft findet man sich als Radwanderer mit seinen vielen sperrigen Taschen deshalb in den oberen Geschossen einer Unterkunft (im Dach, ohne Aufzug) wieder.

 

Besser läuft es in den Quartieren, die in den speziellen Radtourbüchern oder Kartenwerken gelistet sind. Meist sind diese auch als radfahrerfreundlich von einem Radfahrerverband zertifiziert.

 

Seit es Online-Buchungsmachinen gibt, ist die Quartiersuche wesentlich einfacher geworden, als sie das noch vor wenigen Jahren war.

Der Vorteil der Online-Buchungsmasken ist, dass der Gastgeber es nicht ablehnen kann, einen aufzunehmen. Man hat schließlich verbindlich gebucht. Und die Buchungsportale achten darauf, dass das Versprechen, dass sie gegenüber dem buchenden Gast eingehen, auch eingehalten wird. Ansonsten hätten sie nämlich einen Haufen negativer Bewertungen. Und da die Gastgeber wiederum inzwischen darauf angewiesen sind, über die diversen Portale gefunden zu werden, können sie es sich nicht erlauben, negativ aufzufallen oder gar keine Zimmer zu melden.

 

Was man als Radreisender wissen muss:

Die Gastgeber versuchen, ihre Flexibilität und Offenheit durch die Buchungsportale nicht allzusehr einschränken zu lassen und die hohen Provisionen an die Portale zu umgehen (die Info haben mir mehrere Gastgeber gegeben - manch einer hat auf seiner Internetseite sogar zu stehen: "Buchen Sie nicht bei xxx.com sondern direkt bei uns!"). Deshalb melden sie nicht alle tatsächlich freien Zimmer, sondern meist nur ein paar, und oft auch eher die schlechteren. Das kann man insbesondere in Touristenhochburgen beobachten. Es sollen halt nicht alle Zimmer mit dem Risiko behaftet sein, gegebenenfalls nur für eine Nacht gebucht zu werden oder mit Verlust (gegenüber einer Direktbuchung). Die meisten Zimmer sollen verstänslicherweise für lukrativere Gäste frei gehalten werden.

 

Das bedeutet in Konsequenz für den Radreisenden, sich nicht abschrecken zu lassen, wenn im Buchungsportal in einem Hotel kein Zimmer frei ist. Trotzdem einfach mal telefonisch nachfragen oder direkt vorbei fahren. Denn am Abend ist die Hoffnung der Hotelliers auf spontane Gäste, die eine Woche bleiben wollen, schon stark geschrumpft. Dann geben sie die freien, aber nicht im Portal gelisteten Zimmer vielleicht trotzdem ab. 

 

Was sich auch bewährt hat, ist nicht direkt ein bestimmtes Buchungsportal anzusteuern, sondern über den allseits bekannten Kartendienst zu suchen. Dort den Zielort eingeben und nach "Hotel" suchen, dann hat man eine schöne Karte mit den am Wegesrand liegenden Übernachtungsmöglichkeiten. Das sind nicht nur Hotels sondern auch Gasthöfe, Pensionen oder einfache Gästezimmer. Und es sind auch Häuser dabei, die gar nicht in Portalen gelistet sind oder nur in einigen wenigen. Klickt man ein Haus an, dann werden einem alle Portale gennant, über die sie buchbar sind. Und das allerbeste ist, dass man auch oft die Webseite des Gastgebers und seine Telefonnummer erhält. Dann sollte man immer versuchen, direkt dort zu buchen. Das ist oft billiger und man bekommt auch die besseren Zimmer.

 

Zum Buchen setzt man sich am Vorabend oder beim Frühstück hin und schaut, wie weit man meint, zu kommen. Da spielt das Wetter eine Rolle, aber auch andere Umstände, wie Erledigungen, Einkäufe, Reparaturen usw. Dann sucht man sich am Zielort ein Quartier und bucht es einfach, oft sogar ohne Vorauszahlung. Man bekommt eine Reservierungsbestätigung und kann sogar oft noch bis 18 Uhr stornieren. Bislang hat das immer geklappt.

 

 


Abends beim Essen entwickeln sich meist die ersten Ideen für die Etappe am nächsten Tag. Dann ist auch der Online-Wetterbericht schon recht zuverlässig. Wenn sich also abzeichnet, wohin die Reise am kommenden Tag geht, sondiere ich manchmal schon am Abend vor, welche Quartiere am Etappenziel in Frage kommen könnten. Ansonsten gibt es am Morgen genug Gelegenheiten, nach Übernachtungsmöglichkeiten zu schauen. Wenn der oder die Mitreisende duscht zum Beispiel. Oder man schaut gemeinsam beim frühstück oder nach dem Packen - aber vor dem Auschecken (solange man noch Wlan hat)...

 

Ich achte bei der Suche nicht nur auf den Preis, sondern auch auf die Zimmergröße, denn man muss sich ja abends ausbreiten können. Und eine Abstellmöglichkeit für die Räder sollte schon sein... Gerne buche ich auch Gasthöfe, die auch gleichzeitig ein Restaurant betreiben. Das erspart dem Radreisenden die umständliche Essenssuche vor Ort und der Wirt freut sich. Er hat dann nicht nur Übernachtungs-, sondern auch Verzehrgäste. Schön ist es auch, wenn man abends mal ohne Rad einfach noch zu Fuß irgendwo hin kann, z.B. um einen Altstadtbummel zu machen. Ansonsten kommen die üblichen Kriterien ins Spiel: Lage, Lautstärke, Standard usw.

 

Wenn die Suche allerdings zu lange dauert, sollte man erst einmal losfahren, sonst entsteht schnell dass Gefühl, Zeit zu vertrödeln. Unterwegs gibt es genug Gelegenheiten, noch einmal ins Handy zuschauen (vorausgesetzt, man verfügt über mobile Daten). Habe ich ein Quartier gefunden, gebe ich sicherheitshalber bei der Buchung an, mit dem Rad zu kommen und für dieses eine Unterstellmöglichkeit zu wünschen. Als voraussichtliche Ankunftszeit gebe ich immer nach 18 Uhr an, man weiß ja nie.

 

Wenn ich ein Quartier gebucht habe, und etwas dazwischen kommt, versuche ich gegenüber dem Gastgeber fair zu sein. Das bedeutet, dass ich sofort Bescheid gebe, wenn ich telefonisch gebucht habe und weiß, dass ich doch andernorts übernachte (wenn ich über eine Buchungsmaske gebucht habe kann ich ja einfach stornieren).  Auch wenn ich später als 18 Uhr anreise, gebe ich meist telefonisch Bescheid.  Denn nicht alle Quartiere sind schließlich bis in die Nacht am Empfang besetzt...

 

Leider musste ich inzwischen oft feststellen, dass bei der Buchung nicht immer die für Radreisenden idealen Zimmer berücksichtigt werden (auch wenn man im Zusatztext der Buchung angibt, mit Rädern und vielen Taschen zu kommen). Komischerweise wird man gerne ins Dachgeschoß gesteckt und soll drei Etagen seine Taschen hochtragen, um dann in einem zu kleinen, verschnittenen Zimmer ohne Ablagemöglichkeiten zu landen. Dann versuche ich, im direkten Gespräch beim Empfang in ein radlerfreundlicheres Zimmer umzubuchen. Manchmal funktionierts, manchmal nicht...