Reisezeit

Klima und Kulturelle Besonderheiten


Die geeignete Reisezeit für Dich und Deine Begleitung zu finden wird nicht so einfach werden. Meist ist die Reisezeit schlicht die, in der alle können. Wer es sich hingegen aussuchen kann, wann er fährt, ist zwar fein raus, hat aber auch die Qual der Wahl, denn jede Jahreszeit hat für den Reiseradler ihren ganz besonderen Reiz. Es kommt letztlich nur darauf an, die richtige Gegend für seine Reisezeit zu finden...

 

Beachte aber immer, dass die Jahreszeiten auch unterschiedliche Tageslängen mit sich bringen. Zur Orientierung: Tageslicht gibt es in Mitteleuropa im März ca. 12 Stunden, im Juli ca. 16 Stunden, im Oktober wieder nur ca. 11 Stunden! Wobei es im Frühjahr und Herbst um 18 Uhr vorbei ist mit dem Tageslicht (Zeitumstellung beachten). In Regionen auf anderen Breitengraden (z.B. Skandinavien) kann das nicht unerheblich abweichen.  Und auch das Wetter ist ja bekanntlich von der Jahreszeit abhängig...


Frühling

März - April -Mai

Wenn nach einem langen, dunklen Winter die Tage wieder länger werden, dann ist es besonders reizvoll, der Natur bei ihrem Erwachen zuzusehen. Unter Umständen hat sich auch bei Dir über den Winter jede Menge Tatendrang angesammelt, Du willst raus ins frühlingshafte Wetter und Dich endlich mal wieder bewegen? Dann fahre jetzt! Und wenn Du deine Reisezeit und Dein Reiseziel nach der Blüte landschaftsbestimmender Pflanzen wie Raps oder Apfel wählst, kannst du richtig was erleben. Auch die grünlich schimmernden Gerstenfelder hinterlassen im Frühling im Abendlicht einen bleibenden Eindruck. Aber nicht nur Farbenpracht sondern auch Gerüche werden Dich auf Deinem Weg begleiten (Raps hat zum Beispiel einen ziemlich sonderbaren Geruch). Auf dichtes grünes Laub an den Bäumen musst Du allerdings verzichten. Dafür singen Dir die Vögel überall ihre Lieder.

 

Wenn Du im März und April fährst, musst Du auch damit rechnen, dass es noch recht frisch sein kann, selbst wenn die Sonne scheint. Nachts ist es sowieso kalt, aber auch noch längere Zeit am Morgen und am Abend. Du kannst sogar Pech haben, und der Winter kehrt nochmal zurück. Im Mai kann es dafür schon sehr sommerlich werden und es ist es ordentlich lange hell. Das hat auch den Vorteil, dass Du für deine Tagesetappen mehr Stunden zu Verfügung hast. Wenn du diese nicht mit Kilometern füllst, kannst Du längere Pausen, Besichtigungen oder Abstecher einplanen.

 

Im Hochgebirge sind viele Pässe noch bis in den Juni hinein gesperrt. Du solltest also entweder später im Jahr fahren oder Dich mit deiner Reiseroute möglichst unabhängig von diesen Sperrzeiten machen, z.B. indem Du einen Pass mit parallel führender Bahnstrecke wählst, in die Du notfalls umsteigen kannst, um deinen Berg zu unterqueren.

 

Eine Besonderheit des Frühjahres sind die religiösen Feste und Feiertage in bestimmten Regionen. Ostern, Pfingsten und Himmelfahrt verteilen sich je nach Jahr anders über den Frühling. Hinzu kommt der 1. Mai. Das ist unter Umständen für Dich als Reiseradler ungünstig, weil es einige Nachteile mit sich bringt. Zum einen sind an diesen Feiertagen  und den damit verbundenen Wochenenden viele Einrichtungen geschlossen. Mancherorts finden auch Prozessionen statt, die zwar schön anzusehen sind, aber auch am Weiterkommen hindern. Darüber hinaus sind diese Feiertage auch Hauptreisezeiten. Viele nutzen zusätzlich "Brückentage" für Kurzreisen, so dass die Quartierssuche plötzlich über mehrere Tage hinweg zum echten Problem werden kann.


Sommer

Juni - Juli - August

      

Der Sommer ist natürlich die beliebteste Reisezeit. Es ist warm, die Sonne scheint, die Tage sind lang. Allerdings kommt es darauf an, in welche Gegend man fährt.

 

Denn in den südlichen Ländern am Mittelmeer, aber auch in unseren gemäßigteren Breiten, kann es im Sommer ganz schön heiß werden. Hinzu kommt die oft unbarmherzig sengende Sonne und je nach Region Trockenheit oder drückende Schwüle. Wer meint, "das ist doch toll, dann muss man nicht viel anhaben und wird schön braun", sollte bedenken, dass man sich auf dem Rad schnell einen Sonnenbrand einfängt und dringend auf Sonnenschutz achten muss. Da heißt es, lange Kleidung an oder dauer-cremen. Und ohne Kopfbedeckung zur Vermeidung eines Sonnenstichs geht gar nichts. Man sollte auch gut organisiert sein, was die Trinkwasserversorgung angeht. Nicht in jedem Dorf im Oberrheingraben gibt es schließlich einen Brunnen mit "eau potable". Meist muss man sich durch das mitgeführte Wasser auf gut 2 Kilo Zusatzgepäck einstellen.

 

Unter solchen Bedingungen Rad zu fahren ist immer auch eine Belastung für Körper und Geist. Daher gilt es, regelmäßig Pausen im Schatten einzulegen, um der Sonne aus dem Weg zu gehen und den Kreislauf zu stabilisieren. Unter Umständen muss in der Mittagshitze auch eine mehrstündige Siesta eingelegt werden, was das Reisetempo nicht gerade beschleunigt. Andererseits locken dafür laue Abende auf einer malerischen Piazza oder am kleinen Hafenbecken und angenehme Wassertemperaturen, die zum baden einladen.

 

Wem das alles nicht zusagt, der sucht sich für diese Jahreszeit ein kühleres Reiseziel. Den Meisten wird Skandinavien oder das Baltikum als Sommerziel einfallen. Frühling und Herbst können dort schließlich recht frisch sein. Im Sommer sind die Temperaturen hingegen angenehm zum Fahrradfahren. Allerdings regnet es tendenziell mehr als im Frühjahr. Und man sollte nicht vergessen, dass der Sommer dort auch von den kleinen, fliegenden Plagegeistern geschätzt wird, die in den Abendstunden bis Sonnenuntergang (während der Mittsommernacht also ständig) über den Radreisenden herfallen und an sein Blut wollen.

 

Was man auf jeden Fall berücksichtigen muss, sind die Sommerferien, die praktisch in jedem europäischen Land in den bevorzugten Reiseregionen, insbesondere an den Küsten, aber auch in den Bergen, zu einem erhöhtem Urlauberaufkommen führen. Dann ist es praktisch überall voll, alle landschaftlichen und kulturellen Attraktionen sind überlaufen und der Verkehr zerrt an den Nerven. Wer Erholung sucht, ist hier in den Urlaubsmonaten des Sommers definitiv falsch. Mal ganz abgesehen davon, dass dann alles viel teurer ist, könnte auch die Übernachtungssuche problematisch werden. Oft ist schon alles belegt (auch Zeltplätze) und einige Gastgeber vermieten nicht mehr für nur eine Nacht, so dass man auf unattraktivere Optionen -räumlich und/oder finanziell-zurückgreifen muss. 

 

Wer sich aber Reiseregionen außerhalb dieser Extreme sucht, kann im Sommer seine ideale Reisezeit finden.


Herbst

September - Oktober - (November)

 

Spätsommer und Herbst haben auch ihren eigenen Reiz. Es sind die vielen Braun-, Orange-und Gelbtöne, die nun die Landschaft bereichern. Erntezeit, und das sieht man überall. Entweder stehen die Felder reif und warten auf die Traktoren, die nun vermehrt -auch auf den Radwegen- unterwegs sind, oder sie sind bereits abgeerntet. Dann gibt es nicht mehr zu sehen als die braune Ackerkrume. In manchen Regionen leuchten am Boden Kürbisfelder in sattem orange (vorausgesetzt, man sieht sie sich von der Sonnenseite aus an). Die Obstbäume biegen sich vor lauter Früchten und die Laubbäume schmücken sich mit buntem Herbstlaub.

 

Was auch sehr schön ist, sind die vielen Tische vor den Hofstellen, auf denen man die erntefrischen Produkte der Region erwerben kann. Wer sich keinen Kürbis in die Radtasche stopfen möchte, kann sich ja mit einem Fläschchen Kürbiskernöl begnügen. Da im Herbst aber auch die Obstbäume am Wegesrand voller Früchte hängen, bedienen sich manche Radreisende auch gerne dieses kostenlosen Angebots und pflücken sich ihren Proviant direkt vom Baum. Weinliebhaber kommen im Herbst natürlich auch voll auf ihre Kosten, wenn sie im Herbst durch ein Weinanbaugebiet radeln. Wer allerdings mit unseren kleinen mehrbeinigen Freunden auf Kriegsfuß steht, ist im Spätsommer und Früh-Herbst nicht gut aufgehoben. Wespen machen einem quasi jeden Bissen streitig und abends seilen sich über einem aus jeden erdenklichen Winkel Spinnen ab... zum Oktober hin ist das dann allerdings auch erledigt.

 

Der Herbst kann manchmal, wie man so sagt, "golden" sein. Dann ist das Licht der Sonne besonders schön und harmoniert mit den Brauntönen der Landschaft, ganz zu schweigen vom Leuchten des bunt gefärbten Laubs . Berücksichtigen solltest Du allerdings, dass im Herbst die Tage wieder kürzer werden und Dir nicht mehr soviel tägliche Fahrzeit zur Verfügung steht. Die Sonne steht nicht mehr so hoch am Himmel und die Schatten werden länger. Es kann auch schon mal stürmischer werden; auch ein kräftiges Gewitter ist nicht ungewöhnlich. Ein warmer Pullover für den Abend und lange Sportkleidung gehört in jedem Fall auch ins Reisegepäck, denn trotz Sonne kann es im Herbst schon mal recht kühl werden. Dann ist man froh, mehrere Lagen Textil übereinander "zwiebeln" zu können.

 

Im November bin ich persönlich noch nicht mit dem Rad unterwegs gewesen und kann hierüber nichts berichten. Ich denke aber, dass er aufgrund der schon sehr kurzen Tage und der doch recht kühlen Temperaturen nicht wirklich für Radreisen geeignet ist.

Ich fahre am allerliebsten Ende Mai / Anfang Juni und sehe der Natur beim aufblühen zu. Irgendwie überträgt sich diese Lebenslust auf mich... nach einem langen Winter muss ich dann einfach raus. Für mich ist der Naturgenuss im Frühling auch schöner, wenn ich mich nicht bei jeder Pause vor Wespen in acht nehmen muss oder wenn sich während des Duschens im Bad mehrere Spinnen in Position bringen.  Dennoch mache ich auch regelmäßig Herbsttouren Ende August/Anfang September. Dann ist die Urlaubswelle der Sommerferien bereits vorbei, aber die touristische Infrastruktur aus Hotels, Gasthöfen, Restaurants usw.  ist eingespielt und es geht einfach entspannter zu.