Deutschland im Pandemiemodus
Reisesteckbrief
3,5 Wochen im Hochsommer * Juli 2020
überwiegend gutes Radfahrwetter * wenig Regen * nicht zu heiß
1004 km * 22 Etappen * 2 Pausentage
Anreise mit dem ICE direkt nach München
An den Flüssen weitgehend flach * Überquerung Thüringer Wald und Hainich starke Steigungen * Hallertau, Coburger Land und Kyffhäuserland längere Anstiege
Highlights
Donaudurchbruch Weltenburg * Altmühltal * Coburger Land * oberes Werratal * Wandern an der Wartburg * Seenlandschaft bei Bitterfeld
Freising * Landshut * Hundertwasser in Abensberg * Zeppelinfeld Nürnberg * Weltkulturerbe Bamberg * Coburg * Wartburg und Eisenach * Mühlhausen * Marktplatz Sondershausen * Schiefer Turm Bad Frankenhausen * Weinstadt Freyburg * Leipzig * Jüterbog
Die Idee
Das Jahr 2020 war, wie wir alle wissen, ein schwieriges Jahr und stellte die Radreisenden vor große Herausforderungen. Mach ein Weltenbummler musste seine seit Jahren laufende Reise unterbrechen und auch die "Normalradler" waren gezwungen, ihre Planung für die große Jahresreise anzupassen. Viele, die ins Ausland wollten, haben sich aufgrund der zahlreichen und sich ständig ändernden Reisebeschränkungen für die "sichere" Variante entschieden und Urlaub in Deutschland gemacht. So auch wir.
Eigentlich wollten wir nach mehreren Deutschlandreisen mal wieder eine Auslandsreise angehen, Südengland, Burgund oder eine Runde um den großen Belt standen zur Diskussion. Froh, überhaupt wieder reisen zu können, haben wir dann aber versucht, im Inland etwas schönes hinzubekommen. Bedingungen waren: keine langen und keine vollen Zugfahrten, möglichst keine Rundreise. Anfangs gingen wir daher davon aus, morgens an einem Werktag mit der Regionalbahn aus Berlin hinaus zu irgendeinem Endbahnhof zu fahren und von dort mit dem Rad zu einem anderen - möglichst weit- entfernten anderen Endbahnhof zu radeln. Von dort wären wir dann in Ruhe zurück gefahren. Wir konnten dann aber überraschenderweise im neuen Sprinter-ICE nach München (der die Fahrt in 4 1/2 Stunden schafft und inzwischen Räder mitnimmt) für die erste Verbindung morgens um 4:30 noch zwei Stellplätze ergattern. Damit fiel das Los auf München.
Am 1. Juli. morgens um halb zehn waren wir in München startklar und dann gings radelnd ab nach Hause. Wie die Route sich genau entwickeln könnte hatten wir nur grob vorgeplant. Wir wussten nur, dass wir irgendwie wieder nach Hause nach Berlin kommen mussten. Also erst mal immer nach Norden. Irgendwo würden wir den Thüringer Wald überqueren müssen, nur wo war nicht ganz klar. Etwas unentschieden schlängelt sich deshalb die Route, die wir letztendlich gefahren sind, durch die Landkarte.
Anfangs dachten wir, das Motto der Reise könnte lauten: "immer 100 Km zur deutschen Ostgrenze". Aber als wir uns entschieden, nach Eisenach zur Wartburg zu fahren und den Thüringer Wald erst dort zu überqueren, war es damit vorbei. Es folgten stattdessen die "Thüringenrunde" und die "Braunkohlerunde" bis wir wieder auf geradem Kurs gen Berlin waren. Aber wir hatten uns ja diesmal genug Zeit genommen und konnten ohne Druck etwas weniger zielstrebig umherfahren!
Dass es diesmal 3 1/2 Wochen waren und wir einfach nur möglichst lange raus wollten, hing allerdings nicht nur mit dem ganzen Ausgangssperren-Homeoffice-2.Welle-Corona-Hick-Hack zusammen, sondern auch mit ganz besonders "speziellen" Umständen bei unserem Arbeitgeber, denen wir schlicht eine Weile entfliehen wollten.
Anfang war uns noch nicht klar, wie es mit den Unterkünften in Coronazeiten so funktionieren würde, wie viele überhaupt schon geöffnet sein würden und wie groß die Kapazitäten wohl wären. Deshalb hatten wir die ersten beiden Übernachtungen nach Freising und nach Landshut bereits vorgebucht. Den Rest haben wir uns unterwegs über die bekannten Buchungsportale spontan organisiert.
Die Reiseroute
Zoome mit dem Mausrad für mehr Details, zeige mit dem Mauszeiger auf die Stecknadeln für die Nennung der Etappenziele.
Kurzbeschreibung
Die Reise lässt sich im Nachhinein in mehrere Abschnitte einteilen.
- Anfangs führte sie durch die Auen der Isar bis Landshut.
- Danach ging es auf und ab über die Hügel der Hopfenregion Hallertau zur Donau.
- Nach einer kurzen Schifffahrt auf der Donau durch die beeindruckende Schlucht der Weltenburger Enge schloss sich ein schönes Teilstück entlang der Altmühl an.
- Danach führte die Route eine ganze Weile entlang des durch die Landschaft der Fränkischen Alb gesprengten Rhein-Main-Donau-Kanals über die waldreichen Regionen Südfrankens bis nach Nürnberg. Ab dort wählten wir statt des Kanals die Regnitz als Begleitung bis Bamberg.
- Bis hierhin war es seit der Donau weitgehend flach. Nun aber ging es durch die schmalen Täler von Itz und Lauterbach durch das höher gelegene Coburger Land ins Vorland des Thüringer Waldes. In Thüringen angekommen folgten wir der jungen Werra durch ihr im Oberlauf abschnittsweise sehr schönes Tal hinunter bis nach Bad Salzungen.
- Von dort kletterten wir den Thüringer Wald hinauf zum Rennsteig und fuhren an der Wartburg vorbei nach Eisenach, wo wir uns eine Halbzeitpause gönnten. Nach einer erneuten Stippvisite im etwas engeren Werratal bei Creutzburg kämpften wir uns den Hainich, den größten zusammenhängenden Wald Deutschland hinauf.
- Nach einer steilen Schussfahrt in in die endlosen Weiten des Thüringer Beckens genossen wir den wunderbaren und noch nahezu unbekannten Unstruth-Werra-Radweg, der auf einer ehemaligen Bahntrasse durch die baumlose, leicht gewellte Agrarlandschaft führte.
- Im Kyffhäuserland wurde es bei Sondershausen kurz noch einmal bergig, dann ging es durch weite Ebenen weiter, vorbei am interessanten, salzhaltigen Esperstädter Ries bis zur Unstruht.
- Deren weites Tal verenget sich kurz vor Nebra , um durch die umgebenden Höhenzüge zu führen. Unser weg war dabei aber bis auf eine längere, knackige Ausnahme flach. Bereits vor Freyburg begannen die Weinhänge der Saale-Unstruth-Anbauregion, die uns bis zur Saale und noch ein Stück weiter nach Osten begleiteten.
- Nach einem kurzen Stück entlang der Saale kletterten wir aus deren Tal hinaus und führen auf dem schnurgeraden und ab Sachsen gut ausgebauten Elster-Saale-Radweg durch endlose flache Felder nach Leipzig.
- Über den Kohle-Dampf-Licht-Radweg, der manchmal nicht mehr als ein Single-Trail durchs Unterholz war, durchquerten wir die Skandinavisch anmutende Seenlandschaft der renaturierten ehemaligen Braunkohletagebaue rund um Bitterfeld an der Mulde und der Dübener Heide und erreichten die Elbe bei Wittenberg.
- Nun war es nicht mehr weit, das Ziel in Sicht. Nur noch schnell ein paarmal auf und ab im Fläming mit seinem berühmten Fläming-Skate und dann durch die Fläche Nuthe-Nieplitz-Niederung, und das Ortsschild Berlin war nach 1000 km erreicht.
Reisebericht
Da der Reisebericht wegen der Länge der Reise etwas umfassender geworden ist, habe ich ihn auf zwei Unterseiten verteilt:
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