Im Grunde ist Radwandern - der Name verrät es - zunächst einmal nichts anderes als Wandern. Was Radwanderer von den "normalen" Wanderern unterscheidet, ist eigentlich nur der Bewegungsablauf und dass das Gepäck vom Rad und -in der Regel- nicht vom Rücken getragen wird. Im Vorteil sind Radwanderer wegen der höheren Reichweite, im Nachteil wegen der begrenzteren Geländetauglichkeit.
Ich würde Radwandern definieren als eine Reise...
Radwandern ist viel mehr, als nur durch Radfahren von A nach B zu kommen. Beim Radwandern ist tatsächlich der Weg das Ziel. Er will im wahrsten Sinne des Wortes "erfahren" werden. Hier gibt es kein "rein-raus" aus irgendwelchen Verkehrsmitteln sondern nur ein stetiges "On-The-Road". Es geht um das direkte, unmittelbare Erleben von Land und Leuten. Ein Roadtrip fernab der Windschutzscheiben-Perspektive.
Jede Radwanderin und jeder Radwanderer erfüllt sich auf seiner Fahrt natürlich seine ganz individuellen Bedürfnisse. Naturerlebnis, Bewegung, Abenteuer, Freiheit, Entspannung - die Liste ist beliebig erweiterbar. Deshalb gibt es auch jede Menge Abstufungen unter den Radwanderern, von den abenteuerlichen Radweltreisenden über die geländegängigen Bikepacker und die sportlichen Tourenradler bis hin zu den gemächlichen Genussradlern (oder eben BummelRadlern).
In der Öffentlichkeit hat sich über die Radreisenden aufgrund der vielen verschiedenen Ausprägungen ein eher diffuses Image entwickelt. Die Menschen denken dabei meist an irgendetwas im Bermuda-Dreieck zwischen verschrobenem Fahrrad-Spinnertum, Outdoor-Individualismus und Seniorensport. Das sind ziemlich gegensätzliche Blickwinkel, die aber jeweils auf Teile der Radreisenden tatsächlich zutreffen.
Das was ich aber unter individuellem Radurlaub verstehe, befindet sich in der Mitte des Dreiecks, zwischen den Extremen. Ich benutze deshalb bewusst den etwas altmodisch wirkenden Begriff "Radwandern". Das klingt zwar nicht nach aufregender Trendsportart, aber genau deshalb passt er hervorragend zu der von mir propagierten, unaufgeregten Urlaubsform für Jung und Alt mit einer ausgewogenen Mischung aus Abenteuer und Sicherheit. Ohne Anglizismus und ohne sonstige Allüren bringt der Begriff "Radwandern" einfach nur zum Ausdruck, was man da tut. Würde ich zum Beispiel stattdessen "Bikehiking" sagen, klänge das schon fast wieder nach Extremsportart, obwohl es ja nur eine wortwörtliche Übersetzung ist.
"Radwandern" eignet sich auch gut als ein neutraler Sammelbegriff für die bereits angesprochenen Arten des individuellen Radurlaubs und zur Abgrenzung gegenüber den im Folgenden vorgestellten anderen Arten, mit dem Rad zu reisen.
Du würdest statt Radwandern auch Radreisen oder Tourenradeln sagen? Kannst du natürlich, aber darunter könnte auch etwas ganz anderes verstanden werden, weil es nämlich viele verschiedene Arten von Radurlaub gibt. Der wesentlichste Unterschied der Radreiseformen ist, ob man seine Radreise auf dem Rad oder mit dem Rad macht.
Dem Radwandern am ähnlichsten ist der organisierte Radtourismus (so nenne ich das jetzt mal einfach). Auch hier reist man auf dem Rad von Ort zu Ort, lässt sich zu seiner Radreise aber die Route, die Quartiere und den Gepäcktransport organisieren. Wenn man sich einer geführten Gruppe anschließt, dann geht das schon fast in Richtung Bildungsreise. In beiden Fällen ist alles durchgeplant und einige wesentliche Komponenten des selbst bestimmten Radwanderns gehen verloren. Dafür genießt man aber die Sicherheit durch bereits vorab gebuchte Quartiere und eine Reiseleitung, erhält ausführliche Reiseinfos und verpasst garantiert keine Sehenswürdigkeit.
Eine andere Variante des Radurlaubs sind tägliche Radausflüge von einem festen Quartier aus. Wenn man das genussvoll und ohne besonderen Ehrgeiz macht, ist man nach Definition des ADFC wahrscheinlich ein Regioradler. Die Betreiber der zahlreichen Varianten des sportlich-aktiven Radfahrens würden sich wohl eher nicht so nennen. Aber auch sie lassen als Mountainbiker, Downhiller oder Freerider bei ihren Crossfahrten im Gelände lieber das Gepäck im Quartier. Das gleiche gilt für die Freunde des beliebten Rennradsports. So oder so, die Radler, die sich in ihren Quartieren länger einbuchen sind den Gastgebern und den lokalen Tourismusverbänden immer die liebsten.
Du siehst, Radreisen sind nicht gleich Radwandern.
Hier siehst Du noch einmal - stark vereinfacht(!)- die grundsätzlichen Unterschiede der Radreisetypen in einer kleinen Grafik. Natürlich kann man mit so einem Schema eigentlich nur alles falsch machen, denn es werden sich immer einige Aktive hier nicht richtig eingeordnet fühlen. Da muss ich wohl durch...